Wer im warmen Klima der „Schwäbischen Toskana“, im Zabergäu, Wein macht, muss fast zwangsläufig zum Lemberger-Propheten werden. Nur an wenigen Stellen sonst im „Ländle“ glänzt die rote Edelsorte derart mit Feuer, Würze und Gehalt wie an den Südhängen von Pfaffenhofen. Rainer Wachtstetter, Jahrgang 1968, gilt als Meister des Lembergers, von dem er jedes Jahr auch eine Edition Junges Schwaben abfüllt. Doch ihn allein darauf zu reduzieren, würde dem Perfektionisten und Multitalent nicht gerecht. Das weiß, wer einmal seine Rieslinge oder Burgunder probiert hat. Weinqualität fängt für ihn schon bei der Bodenbearbeitung im Wengert an: „In einem guten Tropfen muss man das Herzblut des Winzers schmecken, seinen Charakter – und ob er sich was gedacht hat bei der Arbeit.“ Aus fünf Hektar sind seit 1990 rund 16 geworden.
Innerhalb der „Fünferbande“ ist Wachtstetter so etwas wie der ruhende Pol in der Mitte. Aufgewachsen in der seit Jahrzehnten sehr beliebten Gastwirtschaft der Eltern, ist er zum Genießer geworden, dem Kulinarik und die Vermählung von Wein und Speisen viel bedeuten. Und zu einem, der’s einfach kann mit den Leuten. Vater Roland und Mutter Anni waren hier die besten Lehrmeister. Bis heute helfen die beiden tatkräftig im so herrlich zeitlosen Lokal mit. Um einen Tisch zu ergattern an den Wochenenden, an denen der „Adler“ geöffnet hat, muss man frühzeitig reservieren. Ehefrau Anette führt dann in der Küche Regie, die drei Kinder Felix, Louis und Anna wuseln durchs Lokal – so wie früher, als ihr Papa selbst noch ein Bub und Großvater Ernst Combé sein Vorbild war. Ihm hat Rainer Wachtstetter eine hochklassige Weinserie gewidmet. Gelebte Familientradition.
Genauso ausgeglichen wie der Weinbautechniker aus Pfaffenhofen wirken seine Kreszenzen. Da wird probiert, studiert, analysiert – und nichts dem Zufall überlassen. Denn die Latte liegt hoch. Junges Schwaben ist für Rainer Wachtstetter ein „absoluter Glücksfall, eine tolle Truppe, die sich gegenseitig hilft und der ich viel verdanke“. Trotz aller Erfolge, wie der 2009 erfolgten Aufnahme in den Verband der Prädikatsweingüter (VdP), bleibt der Vollblutwinzer aus Pfaffenhofen stets auf dem Boden: „Ich lerne jeden Tag dazu.“ Sein großes Zukunftsziel: dem Württemberger Wein die Reputation zu verschaffen, die er verdient seit der Qualitätsrevolution der letzten zehn Jahre.